HÄUFIGE FRAGEN als LEXIKON
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Aktuell können Sie folgende Artikel nachschlagen: Gindler – Goralewski – Jakoby – Lao Tse – moveri – Qi Gong – Tai Chi (Chuan)/Taiiji(quan) – Taoismus – Yin/Yang
Gindler, Elsa lebte von 1885 bis 1961 in Berlin. Sie erforschte praktisch und konkret, wie ungestörte Bewegung / Funktion sich bei jedem Menschen einrichtet, wenn Geist, Seele und Bewegung einheitlicher werden und besser zusammen arbeiten können.
Mit ihrer ganzheitlichen Betrachtung von "Bewegungsunterricht" wurde ihr Lebenswerk zur Grundlage der sogenannten Körperarbeit und moderner Körperpsychotherapien, teilweise im Missverstehen ihrer eigentlichen Anliegen. mehr
Ich selbst bin Gindler-Schülerin der 2. Generation (über Frieda Goralewski, und Charlotte Selver, 1901 – 2003). Im moveri versuche ich aus Überzeugung, in Dankbarkeit und sehr nah wesentliche Anliegen aus der "Gindler-Arbeit" weiter zu verfolgen. Dies beinhaltet auch die Einbindung moderner funktioneller Anatomie und Physiologie und Bewegungsforschung.
Goralewski, Frieda (1893 – 1989) wurde von allen liebevoll nur "Gora" genannt. Sie war eine der ersten Schülerinnen von Elsa Gindler und unterichtete mehr als 70 Jahre lang bis zum vorletzten Tag ihres Lebens. In Ihrem Unterricht waren die Schwerpunkte das Sinnlich Werden anatomischer Zusammenhänge und das Geschehenlassen von Spontaneität und natürlichem Zusammenspiel. So konnte sie es vereinen, nüchtern am Skelett zu erläutern und dann einen eher intuitiven, das Geschehende begleitenden und poetischen Untericht zu gestalten. Ihre Traditon war es, die Menschen durch eine intensive Erfahrung leiblicher Zustandsveränderungen zu führen. Im "den Körper finden", und im Sich-Spüren konnten sie ihr Denken wieder im Körper verankern. Sie ermutigte dazu, unbedingt den Alltag als Übung zu nutzen. Dadurch daß aber nahezu gar nichts" besprochen" wurde, ließ sie jedem Menschen alle notwendige Zeit, selbst Erfahrungen zu machen, und selbst die Schlußfolgerungen daraus für das Leben zu ziehen.
Gora erreichte so weite Bevölkerungsschichten in Berlin. Vom Säugling bis zum international renommierten Musiker und Schauspieler räkelten sich alle auf ganz besonders freie Weise im Schirm ihrer liebevollen Aufmerksamkeit "auf dem roten Teppich"… und erfuhren vielfache Linderung ihrer Beschwerden und/oder Unterstützung in ihrer vitalen Entfaltung. mehr
Jakoby, Heinrich (1889 – 1964) arbeitete ab 1924 eng mit Elsa Gindler zusammen, anfangs und bis zu seiner Emigration 1933 in Berlin, später im Rahmen der politischen Möglichkeiten in der Schweiz. Als Musiker und freiberuflicher Erwachsenenpädagoge erforschte er die Bedeutung von Verhaltens- und Zustandsqualitäten im persönlichen Lern- und Lehrprozess sowie für die Entwicklung von Leistungsmöglichkeit. Er betonte dabei die notwendigen und tief greifenden Veränderungen der handelnden Personen selbst als Voraussetzung für die praktische Umsetzung der damals aufgekommenen Theorien der Reformpädagogik. Den Weg zur allgemeinen Erwachsenenbildung fand er über seine Erkenntnisse und Erfahrungen von der Musikpädagogik her. Elsa Gindler hatte parallel diesen Zugang bis 1924 über die forschende Durchdringung von Körper und Bewegung gefunden. Für die Zeit danach schreiben beide sich gegenseitig die umfassendste Bereicherung ihrer eigenen Arbeit zu. Gindlers Arbeit erhielt zunehmend eine theoretische Struktur, Jakoby bezog vermehrt Körperselbsterfahrung in Lern- und Bildungsprozesse mit ein. Gemeinsam und allein moderierten sie Arbeitsgemeinschaften (neudeutsch Workshops!) zur "Nachentfaltung" mit interessierten Menschen.
Lao Tse gilt legendär als Autor des Tao Te King, einer der beiden Grundlagenschriften des Taoismus. Dazu Auszüge aus dem berühmten Gedicht von Berthold Brecht:
"Legende von der Entstehung
des Buches Taoteking auf
dem Weg des Laotse in die Emigration"
Als er siebzig war und war gebrechlich,
Drängte es den Lehrer doch nach Ruh,
Denn die Güte war im Lande wieder einmal schwächlich
Und die Bosheit nahm an Kräften wieder einmal zu.
Und er gürtete den Schuh.
…
Freute sich des Tals noch einmal und vergaß es,
Als er ins Gebirg den Weg einschlug.
Und sein Ochse freute sich des frischen Grases
Kauend, während er den Alten trug.
Denn dem ging es schnell genug.
Doch am vierten Tag im Felsgesteine,
Hat ein Zöllner ihm den Weg verwehrt:
"Kostbarkeiten zu verzollen?" – "Keine."
Und der Knabe, der den Ochsen führte, sprach: "Er hat gelehrt."
Und so war auch das erklärt.
Doch der Mann, in einer heitren Regung,
Fragte noch: "Hat er was rausgekriegt?"
Sprach der Knabe: "Daß das weiche Wasser in Bewegung
Mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt,
Du verstehst, das Harte unterliegt."
Daß er nicht das letzte Tageslicht verlöre,
Trieb der Knabe nun den Ochsen an.
Und die drei verschwanden schon um eine schwarze Föhre,
Da kam plötzlich Fahrt in unsern Mann
und er schrie: "He, du! Halt an!
Was ist das mit diesem Wasser, Alter?"
Hielt der Alte: "Interessiert es dich?"
Sprach der Mann: "Ich bin nur Zollverwalter,
Doch wer wen besiegt, das interessiert auch mich.
Wenn du weißt, dann sprich!"
…
Und von seinem Ochsen stieg der Weise,
Sieben Tage schrieben sie zu zweit,
…
Und dann war's soweit.
Und dem Zöllner händigte der Knabe
Eines Morgens einundachtzig Sprüche ein.
…
moveri: sich selbst bewegen – sich bewegen lassen. Grammatische Sonderform der lateinischen Sprache für einige Wörter: ein mittlerer Modus zwischen Aktiv und Passiv, der in den modernen Sprachen verloren gegangen ist. Wir kennen im Deutschen nur noch das sich ausschließende entweder … oder, eine oder das andere, den Gegensatz zwischen Aktiv und Passiv.
Sich im Bewegen auch bewegen lassen, im Handeln auch zuhören können, "reagierbereit bleiben" in den Worten von Elsa Gindler: so kann ich in einem Wort die Essenz meiner Arbeit ausdrücken.
Parallel hebt auch die Jahrtausende alte, chinesische Lehre von Yin und Yang den Gegensatz der Polaritäten auf, indem sie das zusammenspielen und ihr sich ergänzen betont. Der ständige Wechsel dieser Qualitäten in fließenden Übergängen (1 Sekunde nach Mitternacht hat der Tag bereits begonnen!) drückt die ständige Bewegung und Bewegtheit alles Seienden aus. Diese Bewegung wird in den Übungen des Qi Gong und im Tai Chi Chuan körperlichen nachvollzogen duch die ständigen Wechsel der Qualitäten: oben – unten, links – rechts, belastet – unbelastet usf.. So werden sie zu Verkörperungen des Taoismus "am eigenen Leibe" und zur Kultivierung des Tao während des Übens. Man nennt sie auch "die Rückkehr zum Ursprung", Rückkehr zu den grundlegenden Gesetzen der Schöpfung und somit zu einer ursprünglichen Balance und Harmonie. – Muß ich betonen, daß dies natürlich tendentiell gemeint ist?
Aus solchen Gründen nenne ich meine Arbeit seit 1983 moveri.
Qi Gong bedeutet in der direkten Übersetzung aus dem Chinesischen, "Arbeit (Zeit, Zuwendung) dem Qi (der Lebensenergie) zu widmen, also das Pflegen der Lebensenergie. Übungen zum "Sammeln und Lenken" von Chi sind Gesundheitsübungen, die Muskeln und Sehnen sanft bewegen und dehnen und so öffnen für das Fließen der Lebensenergie, unterstützt durch die Anregung der Atmung, die Entspannung des Geistes und die Lenkung der Aufmerksamkeit. So bewirken sie die Lösung von Blockaden sowie Harmonisierung und Stärkung von Körper, Geist und Seele. Erst im letzten Jahrhundert wurde der Begriff Qi Gong innerhalb der chinesischen Medizin und Sportwissenschaft geprägt und sehr bekannt gemacht. Man hatte begonnen, die 4000 bis 5000 Jahre alten. Qi-Übungen verschiedenen Ursprungs zu sammeln, sie unter Gesichtspunkten von traditioneller chinesischer Medizin (TCM) und moderner westlicher Medizin zu erforschen und öffentlich zugänglich zu machen. Auf diese Weise sind sie heute selbstverständliche Therapien auch in unseren Rehabilitationskliniken geworden. Inzwischen entstehen auf dieser Grundlage in China ständig neue QiGong Übungen. Die Anzahl aller Übungen ist unendlich….
Tai Chi Chuan: Schreibweisen und Bedeutung. Die chinesische Schrift ist eine formalisierte Bilderschrift. Häufig wird ein "Wort" durch zwei "Bilder" dargestellt ( zum Beispiel schreibt sich "I" ("Veränderung") durch die Bilder einer Sonne und eines Mondes, die sich bekanntlich ständig abwechseln…) Beim Übersetzen müssen die Bilder in Buchstaben übergeführt werden, so wie man sie spricht. Für diese Übertragung gibt es zwei Traditionen. Tai Chi Chuan ist die gebräuchlichste (weil einfachste) Schreibweise für Nicht-Sinologen und gleichzeitig die für Sinologen falsche. Sie führt auch zu der sehr häufigen Verwechslung von Chi und Ch'i (Energie). In den beiden Traditionen sind die korrekten Schreibweisen T'ai chi Ch'uan und Taijiquan. Letztere kommt der tatsächlichen Aussprache auch für Nicht-Sinologen näher, die erste (ältere) Form wissen nur Fachleute richtig auszusprechen…
Taiji bedeutet nun das höchste Gesetz/Prinzip, wie es in der gesamten Schöpfung wirkt, die ursprüngliche Harmonie. Quan ist die Faust. Somit bedeutet Taijiquan (ebenso wie T'ai chi Ch'uan): in einem ritualisierten Faustkampf ursprüngliche Harmonie verwirklichen, herstellen, üben, sich ihr annähern.
Zu sagen: "Ich übe gerade Tai Chi", ist richtig aber sehr vieldeutig. Es könnte bedeuten, ich laufe gerade durch die Formen des Taijiquans, könnte aber auch heißen, ich putze gerade die Fenster, und versuche dabei ausgeglichen mit den höchsten Wirkkräften der Schöpfung zu bleiben….. Soviel auch zu "Taichi", Taichi Chuan und Alltag…..
Taoismus: Lehre vom Tao als schöpferisches Prinzip, niedergelegt im Tao Te King, dem Buch vom Tao und vom rechten Handeln in 81 Sprüchen. Siehe "Lao Tse" und "moveri" (zu Yin und Yang).
Yin und Yang: siehe "moveri"